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Winterwanderung zum Simmelsberg in der Rhön - Teil II

Das schreit nach einem Foto. Aber nix da, dem Fotoapparat ist es zu kalt. Er streikt. Ich mache ihm Mut: "Na komm, mir ist ja auch kalt." und: "Weißt du eigentlich wie ein Fotoapparat aussieht, wenn er von der höchsten Stelle eines Berges gefallen ist?" Doch erst als ich ihn ein bisschen wärme, funktioniert er wieder. Der Aufstieg ist zwar kurz, aber da ein bitter kalter Wind weht und unter dem Schnee Eis ist, müssen wir schon aufpassen wie und wo wir die Füße setzen.

Man kann hier sicher nicht abstürzen, aber zum Abrutschen mit Prellungen oder Knochenbrüchen würde es allemal reichen. Und dann sind wir oben und jeder Schnaufer und Seufzer hat sich gelohnt! Wir haben einen Blick von der Wasserkuppe, Pferdskopf rundum bis zum Arnsberg, Kreuzberg usw. Ein grandioser Ausblick in die teils winterweiße Pracht. Das ist ein Glimmern und Funkeln in der Sonne, dass einem das Herz weit wird.

Kleine Dörfer liegen verschlafen zwischen den Rhönkuppen und die Straßen schlängeln sich durch das Land, als hätten Kinder mit dem Malstift Schlangenlinien gezeichnet.

Unser Weg führt uns nun weiter am "Abgrund" entlang und wir können uns gar nicht satt sehen an der Schönheit dieses Tages und dieses Ortes. Ken klettert plötzlich auf eine einzelne Bank und erstarrt zum Denkmal des einsamen Snowboarders. Höhenkoller? Kälteschock? - Doch mit gutem Zureden und der Aussicht auf eine Pause gelingt es uns, ihn in einen Rhönwanderer zurückzuverwandeln.

Weiter oben kommen drei Tische mit Bänken in Sicht. Wir schauen uns an: ‚wollen wir???' In den Rucksäcken haben wir Brote, heißen Tee usw.

Natürlich würde kein normaler Mensch auf eisüberkrusteten Bänken und Tischen Rast machen. Aber was ist schon normal? "Hier wird gevespert!" Gesagt, getan. Es ist jetzt relativ windstill und die Sonne hat eine angenehme Wärme.

Während Sasja, Ken und Martin die Rucksäcke auspacken, Tee in die Becher gießen usw. richte ich meinen Fotoapparat auf dem nebenstehenden Tisch für ein Selbstauslöserfoto ein. Plötzlich brechen die Drei vor mir in Geschreie und Gejohle aus, hampeln am Tisch herum und ich denke schon an Eisbären, Rhöneskimos oder sonst was.

Aber dann sehe ich es: die Servietten tanzen wild in der Luft, der Teebecher ergießt sich über den Tisch, Handschuhe fliegen durch die Gegend, Martins Kamera liegt am Boden und, oh Schreck, mein Rucksack schlittert unverdrossen, von den anderen unbemerkt, auf den Abhang zu - und spornt mich zu olympiaverdächtigen Laufzeiten an. Ich erwische ihn gerade noch. Und den ganzen Spaß hat uns eine plötzliche Windboe beschert. Die Sonne lacht immer noch, aber mir scheint, diesmal hat sie ein etwas hinterhältiges Strahlen.

Ken, der Mutige, setzt sich auf die Bank um später mit leicht angefrorener Hose weiterzulaufen. Aber die Sonne und der Wind bringen das wieder in Ordnung. Beim Verspeisen unserer eiskalten Brote ergötzen wir uns wieder am fantastischen Rundblick. Und bei so viel Kälte brauchen wir natürlich einen wärmenden Schluck aus dem Flachmann, in dem ein Obstwässerle auf seine Befreiung wartet. Fast frieren uns die Lippen am Flaschenrand fest. Dazu gibt's die letzten Weihnachtsplätzchen (wo sie nun mal gebacken sind...). Auf supereisgekühlte Bananen und Äpfel verzichten wir lieber.

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