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Schwerspatabbau in der Rhön

Schwerspatabbau in der Rhön

... einer der wenigen Bodenschätze der Rhön, der unter Tage gefördert wurde

Neben der Braunkohle war Schwerspat der einzige Bodenschatz, der in der Rhön auch unter Tage abgebaut wurde. Heute zeugen nur noch wenige Relikte von diesem einst für das Obere Sinntal wichtigen Erwerbszweigs. Nahezu 100 Jahre dauerte der Abbau bis dann letztendlich am 31. Oktober 1970 die Arbeiten eingestellt wurden. Zum einen geschah dies aus Rentabilitätsgründen und zum anderen gingen auch die Vorräte zur Neige. Schließlich wurden kurz nach der Schließung alle Stollen und Lüftungsschächte gesprengt, so dass man heutzutage nur noch wenige Überbleibsel zu Gesicht bekommt. Die Kantine z.B. befindet sich nunmehr im Besitz des Rhönklub-Zweigvereins Wildflecken und wurde von diesem auch entsprechend hergerichtet. Damit der Bergbau in dieser Region nicht in Vergessenheit gerät, hat man nun einen kleinen Abschnitt im originalgetreuen Zustand der Öffentlichkeit als Schaustollen wieder zugänglich gemacht.

Schwerspatabbau in der Rhön

Schwerspat – was ist das?

Schwerspat - auch Baryt genannt, ist ein Mineral, dass hauptsächlich in der Farbenindustrie Verwendung findet. Auch für den Strahlenschutz ist das Mineral ein wichtiger Ausgangsstoff, z.B. in Röntgenräumen. Noch bis 1970 wurden Fertigteile für den Strahlenschutz bei Oberbach hergestellt. Mahlspat findet unter anderem Verwendung als Füllstoff in der Gummi-, Kabel-, Linoleum- und Kunststoffindustrie. Das weißschimmernde und auf Grund seiner hohen Dichte extrem schwere Baryt, ist in reinem Zustand ein farbloses durchscheinendes Mineral. Es findet sich vor allem in Gängen und Mantelfüllungen basischer Vulkanite. Am Auersberg ist der Schwerspat durchweg weiß gefärbt und grobblättrig bis feinkristallin.

Schwerspatabbau in der Rhön

Geschichtliches

Schon in der letzten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren die Schwerspatvorkommen in der Rhön bekannt und wurden an der Nordost-Seite des Großen Auersbergs durch mehrere kleinere Betriebe abgebaut. Der Schwerspat wurde dann mit Fuhrwerken nach Jossa oder Sterbfritz gebracht, um ihn anschließend mit der Bahn weiterzutransportieren. Zunächst wurden allerdings nur sehr hochwertige Vorkommen transportiert, da diese sich durch die hohen Frachtkosten rentierten. Erst mit Eröffnung der Bahnlinie Jossa – Bad Brückenau im Jahr 1908 konnten auch größere Mengen abgebaut werden, denn die Frachtkosten halbierten sich dadurch nahezu.

Jedoch ist es niemals - obwohl große Vorratsmengen vorhanden waren - zu größeren Förderleistungen gekommen. Durch die Frachtkosten waren die Rhöner Betriebe nämlich nicht konkurrenzfähig.

Erst Anfang 1910 kam es zur Gründung der Bayrischen Schwerspatwerk GmbH mit Sitz in Heringen (Werra). Man erhoffte am Abhang des großen Auersbergs in 620 m über NN große Mengen zu finden, da man bereits 1909 durch Schürfungen ein Vorkommen mit nahezu 8 m Mächtigkeit frei legte. Im Juli 1910 schaffte man die für den Abbau notwendige Infrastruktur wie z.B. Industriegleise, Aufzüge und Fabrikgebäude. Bereits Ende 1910 konnte die Anlage in Betrieb genommen werden.

Mitte 1910 wurde auch der Sitz der Firma nach Bad Brückenau verlegt und schon 1911 trieb man einen weiteren Stollen in Richtung Lösershag. Allerdings stellte sich schon nach kurzer Zeit heraus, dass er völlig unrentabel war. Zudem hatte man mit einer Fülle an technischen Problemen zu kämpfen. Letztendlich betrachtete man ihn als Fehlinvestition und stellte die Arbeiten wieder ein. Daraufhin erfolgten einige Gesellschafterwechsel aufgrund von Zerwürfnissen. Dies führte dazu, dass der Geschäftssitz dann nach Wildflecken verlegt wurde.

Im Jahr 1912 wurde eine Schwefelsäurebleiche eingerichtet, um den Schwerspat besser reinigen zu können und bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs waren ständig etwa 60 - 65 Arbeiter aus den umliegenden Ortschaften beschäftigt. Somit waren die Schwerspatwerke ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in dieser Gegend, denn ein Großteil der Bevölkerung lebte damals in der Regel von den landwirtschaftlichen Einkünften.

Schwerspatabbau in der Rhön

Die monatliche Förderung betrug etwa 500 Tonnen und bis zum Ausbruch des Kriegs wurden insgesamt 16.000 - 18.000 Tonnen gefördert.

Zu Beginn des Kriegs kam die Produktion vollständig zum Erliegen, da die meisten Männer eingezogen wurden und erst ab November 1918 konnte die Produktion wieder aufgenommen werden; aber nur mit geringen Kapazitäten. Zeitweise waren sogar nur zwei Arbeiter beschäftigt.

Mitte 1919 waren im Werk wieder 10 Arbeiter beschäftigt und der Stollen, bei dem man bereits von 35 m Abbauhöhe 20 m abgebaut hatte, besaß nun eine Länge von insgesamt 240 m und wurde "Wilhelmstollen" genannt. Den Gesamtbetrieb nannte man "Grube Marie".

Da die erworbenen Abbaurechte nur eine Längenausdehnung von 500 m hatten und man insgesamt nur noch 100 m abbauwürdigen Schwerspat im Wilhelmstollen nachweisen konnten, war man sich der begrenzten Lebensdauer der Grube durchaus bewusst und versuchte Ausdehnungsmöglichkeiten zu schaffen. Man schloss daraufhin mit Grundstückseigentümern und Behörden Pachtverträge, um sich langfristig die Abbaurechte zu sichern. Da in Bayern der Schwerspatabbau nicht unter das Bergbaugesetz fällt, beruht der Abbau nämlich auf Grundeigentümerverträgen. Eigentümer waren somit die Besitzer der jeweiligen Grundstücke. Durch geschickte Verhandlungen wurden letztendlich folgende Firmen Eigentümer mit langfristigen Abbaurechten: Sinntaler Barytwerke, Bayrische Schwerspatwerke, die Gesellschaft Michl und ein gewisser Herr Hesse. Mittlerweile wurden auch durch geologische Gutachten große Schwerspatvorkommen nachgewiesen.

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