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Gute Quelle Kaltensundheim

Die Brauerei der Gebrüder Stolle in Aschach, ehemals fürstbischöfliche Brauerei

Ein Bericht von Alfred Saam

Im März 1969 wurde die Ruine der großen alten Brauerei, ein Schandfleck für den gesamten Ort, wie die Bevölkerung in Aschach meinte, von der Baufirma Lothar Kopp abgebrochen. An ihrer Stelle entstand der große Parkplatz für die vielen alljährlichen Besucher des Museums im Schloss Aschach. Man war einfach froh, nicht mehr den Blick auf die Ruine mit den eingeworfenen Fensterscheiben ertragen zu müssen.

Sogar Bundespräsident Theodor Heuss erkundigte sich bei Bürgermeister Gundelach über die alte Brauerei in Aschach, als er während eines Kuraufenthalts in Bad Kissingen Bad Bocklet besuchte. Als ihm erklärt wurde, dass dieser Bau immer noch so trostlos da stehe, war er sehr erstaunt. Er konnte nicht verstehen, dass in diesem Fall von den zuständigen Behörden nichts unternommen wird, notierte die Landpolizeistation am 14. Juni 1955.

Die Brauerei der Gebr. Karl und Ludwig Stolle
Die Brauerei der Gebr. Karl und Ludwig Stolle in Aschach. Im Jahr 1900 im Stil der Münchner Hofbräu-Brauerei erbaut und 1920 still gelegt.
Die Brauerei der Gebr. Karl und Ludwig Stolle

Kaum jemand in der Gemeinde und der Umgebung aber dürfte sich in dieser Zeit über die lange, große Geschichte dieses ehemals fürstbischöflichen Brauereianwesens viele Gedanken gemacht haben.

Arbeiter und Brauburschen
Arbeiter und Brauburschen im Hof der Brauerei bei der Brotzeit - ca. 1910

Laut der Chronik, die Pfarrer Karl Rützel über den Markt Aschach im Jahre 1902 schrieb, entstand im Jahre 1594 das "Herrschaftliche Wirtshaus", das heutige Gasthaus Körblein. Zur gleichen Zeit entstand unter Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn, am Ende der Ortschaft, in Richtung Großenbrach ein ebenfalls "Herrschaftliches Brauhaus". Beide Objekte unterstanden dann dem Amtskeller, welcher bis 1804 im Schloss, gegenüber der Brauerei, amtierte. Ein riesiger Felsen- und Eiskeller mit einer Gesamtlänge von 187 m wurde im Jahre 1597 gebaut. Er reichte von der Nähe der fürstbischöflichen Brauerei bis zum fürstbischöflichen Wirtshaus.

Der fürstbischöfliche Keller von 1597 - ein Julius-Echter-Bau


Der fürstbischöfliche Keller
Der fürstbischöfliche Keller
Der fürstbischöfliche Keller

Zweiter Besitzer der Brauerei und der Wirtschaft:
Jörg Fritz

Im Rahmen der Säkularisation wurde laut Vererbungsbriefen von Fürstbischof Georg Karl von Fechenbach das Wirtshaus (Hs. Nr. 117) für 3600 Gulden fränkisch sowie die Brauerei mit einer kleinen Wohnung (Hs. Nr. 108) für 1000 Gulden fränkisch am 16. August 1798 an Georg Fritz, genannt Jörg Fritz von Aschach, übereignet. Seltsamerweise bekam bei der Übergabe nicht das Wirtshaus, sondern die Brauerei das "Schildrecht". Für das "Schildrecht" und das "Braurecht" hatte der neue Besitzer 2 Gulden im Jahr zu zahlen. Außerdem musste er mitunter im Jahr 14 Pfennig für ein Fastnachtshuhn und 1 Gulden für Kammerschatzung abführen.

Im Vererbungsbrief sicherte die gnädige Herrschaft zu, "nimmermehr eine Nebenwirtschaft außer dem Schildrecht, welches auf dem vorhandenen Brauhaus erteilt werden wird, in Aschach errichten zu lassen." Das heißt, in Aschach durfte zu dieser Zeit außer dem Schildwirtshaus, keine weitere Wirtschaft entstehen.

Dritter Besitzer der Brauerei und der Gastwirtschaft:
Kaspar Hochrein

Dritter Besitzer der beiden Anwesen mit landwirtschaftlichen Flächen wurde im Jahr 1830 der am 16. Oktober 1792 in Großenbrach geborene Kaspar Hochrein (Sohn von Johann Hochrein und Dorothea, geb. Borst) durch die Heirat mit Eva Fritz, der Tochter des Vorbesitzers Georg Fritz. Nach dem Tod seiner Frau Eva heiratete Kaspar Hochrein in zweiter Ehe, Elisabeth, geb. Hochrein aus Garitz.

Vierter Besitzer der Brauerei und der Gastwirtschaft:
Lehrer Valentin Mohr

Am 29. August 1850 erwarb der Aschacher Schullehrer Valentin Mohr von Kaspar Hochrein die Gastwirtschaft, die Brauerei mit Wohngebäude und neun landwirtschaftliche Flächen zum Preis von 7.600 Gulden fränkisch. Nach dem Tod von Valentin Mohr im Jahre 1860 ging der Besitz an dessen Witwe Margaretha über (geb. 1800, gest. 27.04.1880 in Hs. Nr. 108, behandelnder Arzt, Dr. Werner.)

Fünfter Besitzer der Brauerei und der Gastwirtschaft:
Johann Körblein

Margaretha Hofstetter, die Tochter von Valentin und Margaretha Mohr, am 06.02.1841 geboren, heiratete den am 23.05.1835 geborenen Johann Körblein aus Geldersheim und verstarb mit 29 Jahren am 20. August 1870 an Typhus im Spital bei Dr. Werner in Aschach. Aus dieser Ehe stammte Alois Körblein (14.03.1869 - 20.02.1926). Johann Körblein, der am 9. Oktober 1860 die Gastwirtschaft zur Krone und die Brauerei Hs. Nr. 108 von seiner Schwiegermutter, der Witwe Margaretha Mohr, für 11.000 Gulden übernommen hatte, heiratete dann in zweiter Ehe Barbara Hochrein aus Bocklet. Mit ihr hatte er drei Kinder, Ernst (26.01.1872 - 30.04.1948) war im Hs. Nr. 108, Gustav (16.01.1875 - 02.03.1942) und Sofie (02.07.1876 - 01.03.1949) in der Gastwirtschaft zur Krone, Hs. Nr. 117 geboren.

Ehemalige Kegelbahn der Brauerei-Gastwirtschaft
Die ehemalige Kegelbahn

Johann Körblein, der nun die Gastwirtschaft weiter betrieb, brach noch im Jahre 1860 die alte Brauerei mit der kleinen Wohnung ab und ersetzte sie durch ein neues Brauhaus mit Malzkeller, Gär- und Winterbierkeller, zwei Malzdarren, Braupfanne, Dampfkessel, Kühlschiff und einem größeres Wohnhaus mit Waschküche. Da bei seiner Gastwirtschaft nicht genügend Platz vorhanden war, baute er hinter dem neuen Wohnhaus auch eine Kegelbahn. Bier gab es von der neuen Brauerei, aber eine offizielle Gastwirtschaft gab es an dieser Stelle noch nicht.

Weiter baute Johann Körblein im Laufe der 1860er Jahre eine neue Brandweinbrennerei mit ein, die es zuvor nicht gab. Große landwirtschaftliche Gebäude, wie Scheune, Vieh- und Schweineställe, Steinkohlelager und Holzremise wurden im weiten Hofraum in L-Form erstellt. Alles in allem, ein total neu erstelltes, großes Geschäftsanwesen mit landwirtschaftlichem Betrieb, denn auch Äcker und Wiesen waren reichlich vorhanden.

Auch im öffentlichen Leben war der gut situierte Johann Körblein eine angesehene Persönlichkeit. So war er im damaligen Distriktkrankenhaus (Bezirkskrankenhaus) Bad Kissingen, in Aschach, in dem Dr. Werner als Arzt wirkte, in der Verwaltung als Kassier tätig. Die Verwaltung bestand aus dem jeweiligen Pfarrer von Aschach, dem Arzt und einem Bürger von Aschach. Im selben Distriktkrankenhaus bei Dr. Werner starb Johann Körblein sehr früh am 21.03.1880 im Alter von nur 45 Jahren an der damals stark verbreiteten Krankheit Tbc.

Das Brauereianwesen um 1870
Das Brauereianwesen um 1870

Sechster Besitzer der Gastwirtschaft:
Michael Cosmas Seufert

Barbara Körblein, die Witwe von Johann Körblein, heiratete nun am 17.05.1881 Michael Cosmas Seufert, der am 25.09.1849 in Ettleben geboren war. Das Gasthaus zur Krone mit den ganzen Liegenschaften, ging nun am 15.02.1882 an Michael Cosmas Seufert über. Aus dieser Ehe entstammte noch die Tochter Alwina (17.09.1885 - 26.04.1954).

Siebter Besitzer der Gastwirtschaft mit Metzgerei:
Gustav Körblein

Von Michael Cosmas Seufert ging das Gastwirtschaftsanwesen an Gustav Körblein, geb. 16.1.1875, den Sohn von Barbara und Johann Körblein über; er gründete in diesem Anwesen auch die erste Metzgerei. Die Ehe, die er mit Maria Stühler aus Aschach schloss, blieb kinderlos. Nach seinem Tod am 2.3.1942 betrieben seine Schwester Sofie und seine Stiefschwester Alwine kurze Zeit die Gastwirtschaft, bevor sie verpachtet wurde. Erster Pächter war ein gewisser Anton Grom aus Bad Kissingen, dann wurde sie im Jahre 1950 von Metzgermeister Hermann Grom aus Zahlbach übernommen, der die Gastwirtschaft und die Metzgerei bis 1955 als Pächter betrieb.


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