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Die Lichtenburg bei Ostheim – Mittelpunkt des Amtes Lichtenberg

Die Lichtenburg bei Ostheim – Mittelpunkt des Amtes Lichtenberg

„Wer den großen Turm zu Lichtenberg besitzt, ist oberster Vogt und Herr“

Unweit von Ostheim und schon von weitem sichtbar durch den  mächtigen Bergfried, erhebt sich die Lichtenburg als Höhenburg auf einem 486m hohen, dicht bewaldeten Berg.
 Die Ruine ist gut erhalten, was auf die Bemühungen des Lichtenburgvereins zurück zu führen ist.

Man schreitet ein Renaissancetor mit Torhaus, das über einen Fahrdamm erreichbar ist und von beeindruckenden Mauern begrenzt wird. Die heutige Toranlage dürfte neueren Datums sein, denn ursprünglich war hier eine Zugbrücke, die von Turm und Schildmauer bestrichen werden konnte. Umfasst wird die gesamte Burganlage von einem mächtigen Wallgraben.

Die Lichtenburg bei Ostheim – Mittelpunkt des Amtes Lichtenberg

Ein mächtiger Bergfried überragt den Eingangsbereich. Mit 31 m Höhe, seiner ursprünglichen Grö-ße, ist er der höchste Bergfried der Rhön. Das Originalmauerwerk des Turmes reicht noch bis 28m und so vermittelt der Bergfried einen sehr wehrhaften und trutzigen Eindruck. Sind wir in der Vor-burg angelangt, in die man an normalen Tagen auch mit dem Auto einfahren kann, so fällt unser Blick auf die Toranlage der Hauptburg. Vormals als Bastion ausgelegt, wird diese ebenfalls durch einen Turm gesichert, der vermutlich in seiner Substanz noch Originalmauerwerk aufweist.

Die Lichtenburg bei Ostheim – Mittelpunkt des Amtes Lichtenberg

Zur Geschichte
Alle Umfassungsmauern besitzen dagegen nur eine geringe Mauerstärke auf und scheinen neueren Datums zu sein. Im Bauernkrieg wurde die Burg zerstört – musste aber von den aufsässigen Bauern gleich wieder aufgebaut werden. Auf eine lange Belagerung war die Burg, die trotz ihrer starken Befestigung von den Bauern schnell erobert wurde, aber ohnehin nicht eingerichtet. Es fehlte ihr neben einer zuverlässigen und genügend großen Besatzung, vor allen Dingen an Wasser. Das war bei vielen Burgen in der Rhön ebenso. Das Wasser wurde mit Pferde- oder Eselskarren vom Rappa-cher Brunnen, der am Fuße des gegenüberliegenden „Höhn“ hervorquillt, auf die Burg geschafft. Nachdem die Lichtenburg auch im 30-jährigen Krieg ausgeplündert wurde, verfiel sie zusehends.
Im Jahre 1672 wurde die Burg wieder verteidigungsbereit gemacht, da man sich im Reichskrieg gegen Frankreich befand. So sollen damals sechs Blockhäuser hinzugekommen sein, der Wall wurde erneut ausgegraben und ein neues, eisenbeschlagenes Tor angebracht. Dennoch verfiel die Burg kurz danach wieder, bis in der Mitte des 18. Jahrhunderts Herzog Ernst August von Sachsen-Weimar-Eisenach der Burg seine Aufmerksamkeit schenkte. Der Herzog hatte eine Vorliebe für alte Burgen in seinem Herzogtum. Als man jedoch  feststellte, dass der Bauzustand der Burganlage allzu schlecht war, wurden  die Ausbesserungsarbeiten 1744 eingestellt. 1811, nachdem der letzte Amtsvogt, ein Amtsschreiber, der die eingehenden Naturalienzehnten auf der Burg einlagerte und verwaltete, seinen Sitz nach Ostheim verlegte, wurde die Burg an die Stadt Ostheim verkauft und diente den Bürgern fortan als Steinbruch. Der größte Teil der Gebäude wurde niedergerissen.

Die Lichtenburg bei Ostheim – Mittelpunkt des Amtes Lichtenberg

Schließlich kaufte die herzoglich sachsen-weimarische Regierung 1819 zunächst den Turm und 1843 den noch vorhandenen ruinösen Rest, um die Burg der Nachwelt zu erhalten. Die Ruine wurde anschließend dem neu gegründeten Verein „zur Erhaltung der Burg und zur Verschönerung ihrer Umgebung“ übergeben. Dieser versah den Bergfried 1854 zunächst mit einer Treppe, erhöhte ihn um eine Aussichtplattform und versah ihn mit einem Dach.

Dem Lichtenburgverein ist wahrscheinlich auch ein Großteil der neu errichteten Umfassungsmauern zu verdanken. Weil die Baufluchten eingehalten wurden, ist die Lichtenburg eine in ihrem Grundriss typische Ritterburg geblieben. Bergfried, Palas, Kemenate, Kapelle und Stallgebäude sowie viele weitere Details bieten sich dem an landschaftlichen Höhenpunkten und Burgen Interessierten. Vom Bergfried herab genießt man einen herrlichen Rundumblick. Angefangen bei den Höhenzügen der Langen Rhön bis zu den Gleichbergen über das Grabfeld hinweg..

Die Lichtenburg bei Nacht
Die Lichtenburg bei Nacht
Die Lichtenburg bei Ostheim – Mittelpunkt des Amtes Lichtenberg

Besitzer
Das Zentrum der Herrschaft Lichtenberg, des späteren Amtes Lichtenberg, war die Lichtenburg,  auf einem Bergkegel 2  ½ km nördlich von Ostheim gelegen. Sie diente, seit sie in fuldischen Besitz gekommen war, als Schutzburg und Verwaltungssitz des Amtes Lichtenberg. Im Jahre 1161 wurde sie zum ersten Male urkund-lich erwähnt.  Die Ursprünge der Burg liegen in diesem 12. Jahrhun-dert. Der als Zeuge erwähnte Heinrich von Lichtenberg war ein Enkel Boppos II von Henneberg. Das Gelände, auf dem die Lichtenburg erbaut wurde, war entweder schon ehedem fuldischer Besitz, wurde also von der Abtei als Lehen dieser popponischen Linie der Henneberger ausgegeben oder wurde mit anderen alt-hennebergischen Erbteilen den Hennebergern als Lehen aufgetragen.
Nach dem Tode eines Hennebergers auf der Lichtenburg reklamierte der Abt Cuno Burg und Herr-schaft Lichtenberg als heimgefallenes Lehen für das Reichskloster Fulda. Dies misslang jedoch. 1230 wurde  das Castrum mit allen Zubehörungen und unter Einschluss der Herrschaft Hiltenberg, von Otto II von Henneberg an das Hochstift Würzburg verkauft. 1231 kamen Burg und Amt Lich-tenberg nach einer Niederlage Würzburgs wieder an die Abtei Fulda. Während noch 1256 nur „Burgmannen“ auf der Lichtenburg genannt wurden, wurde 1275 erstmals ein „Vogt“ auf der Lich-tenburg erwähnt. Dieses Burg-Amt scheint bei den v. Waltershausen zeitweilig erblich gewesen zu sein. Von der Burg aus wurde die Niedergerichtsbarkeit ausgeübt. Hier wurden die Naturalabgaben gesammelt und von hier aus verkauft und verteilt.

Es ist wahrscheinlich, dass der fuldische Abt Heinrich der VI. die Burg 1315 verstärkte und den Bergfried in seiner heutigen Form errichten ließ. 1334 wurde Burg und Gericht Lichtenberg für 800 Pfund Heller an die Burgmannen Helwig von Waltershausen und Giso von Steinau versetzt, mit der Maßgabe mit den Einnahmen aus dem Gericht und den Gülten, die Burg zu bewehren und mit 10 Bewaffneten zu besetzen. Gyso von Steinau war ein Nachkomme des Gyso von Steinau, der 1271 den Abt Bertho II von Fulda ermordet hatte. Über diesen Gyso von Steinau, 1334 Burgmann auf der Lichtenburg, ist in Urkunden viel und oft zu lesen. Er muss ein vermögender Mensch gewesen sein, denn er kaufte Güter in Ostheim und Nordheim sowie Anteile an Amt, Burg und Stadt Wasungen. Unter den vielen Burgmannen der Lichtenburg finden sich zahlreiche Namen fränkischer Ritterge-schlechter.
1366 setzte eine Kette von Versetzungen und Verpfändungen des „Schlosses“ ein, bei der in keiner Urkunde das fuldische Wiedereinlösungsrecht erwähnt wurde. Der Abtei Fulda ist es auch von da ab nicht mehr gelungen, die Lichtenburg zurück zu gewinnen.
Mit Eberhard von Schaumberg 1432 bis 1446 setzt die Zeit der meist ebenfalls adeligen Amtmänner auf der Lichtenburg ein, über die C. Binder ebenfalls viel berichtet. Die Amtmänner waren zunächst keine ernannten Beamten, sondern reichsunmittelbare Edelleute, die das Amt kauften oder nach Übereinkommen übernahmen., die v. d. Tann, die Marschalke v. Ostheim, die v. Stein, der v. Küns-berg (1553-55) der die Reste des Katholizismus mit aller Strenge verfolgte.  Später waren es juri-stisch gebildete Beamte und nun fast ausschließlich Bürgerliche.  
1459 erneuerte das Kurstift Mainz die Verpfändung von Schloss und Amt an Henneberg. Mit dem auf der Lichtenburg beheimateten Amt Lichtenberg teilten auch Ostheim, das wohl immer ein Teil des Amtes gewesen war, Sondheim, Urspringen und Stetten das Schicksal der Grafschaft Henneberg Römhild. Nachfolger der Hennberg-Römhild waren 1548 die Grafen Mansfeld und 1555 die ver-schiedenen Linien der Herzöge von Sachsen,  die Sachsen-Coburg, Sachsen-Weimar, Sachsen-Eise-nach. Insbesondere die Grafen Mansfeld hatten das Inventar, insbesondere die aus der katholischen Zeit stammenden Pretiosen der Hennebergischen Burgen und Schlösser, Lichtenburg, Münnerstadt, Römhild „und an allen andern Örtern gewesen so weiland Grav Bertholden nach sich gelassen…“ beim ihrer Besitznahme 1548 „sich angemaßet“.   

Die Burg diente fortan als Schutzburg und Verwaltungssitz für das Amt Lichtenberg. Eine Vielzahl von Amtsleuten und Vögten, die auf der Lichtenburg ihren Sitz hatten, verwalteten das Amt. Die Lichtenburg war aber ab dann nur noch Amtsburg, Amtssitz, da sie in militärischer Hinsicht ihre Bedeutung verloren hatte.  Um 1555 schließlich wurde das Amt sächsisch. Der letzte von mehreren sächsischen Amtmännern  – Friedrich Sebastian von Stein – verwaltete das Amt Lichtenberg bis 1680 auf der Lichtenburg.
Noch im Sommer 1665 Traf Herzog Adolf Wilhelm mit einem Gefolge von ca. 30 Personen auf der Lichtenburg ein um einen Ablösungsvertrag über verschiedene Fronen mit den Untertanen zu unter-zeichnen. Da wurden Betten hinaufgeschafft und viel Bier in Ostheim gebraut, geschlachtet, geba-cken und gastiert. In der Stadt wurde ein „Lusthaus“ gebaut, ein Scheibenschießen veranstaltet. Die Musikanten mussten aufwarten, die Doppelhacken auf dem Rathaus wurden unter wärendem Trin-ken losgebrennet
Nach 1680 wurde das Amt von Ostheim aus verwaltet. Auf der Burg selbst blieb dann nur noch der Amtschreiber als Amtsvogt und „hauste mit wenigen Leuten hier unter Eulen und Käuzchen“.
Aus den Inventaren sieht man, wie alt und verfallen schon alles war.

Die Burg ist bequem mit dem Auto oder Rad zu erreichen und beherbergt eine Gastwirtschaft. Unmittelbar vor der Burg befindet sich auch ein Parkplatz; mit dem Rad kann man bis in die Burg fahren.

Literatur:
C. Binder   Das ehemalige Amt Lichtenberg vor der Rhön Jena  1896 Reprint  1982
Heinrich  Wagner Mellrichstadt Historischer Atlas von Bayern München  1982
Georg Voss Amtsgerichtsbezirk Ostheim v. d. Rhön Jena 1911 Reprint 
bei Rainer Hartmann, Sondheim v. d. Rhön



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