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Gersfelder Hof

Mittelalterliche und neuzeitliche Straßenverbindungen

Im frühen Mittelalter nutzte der Handel die alten Fernverbindungen, die oft fernab der Ortschaften auf den Höhen verliefen. (14) Die Bedeutung der Orte an den Flussübergängen wuchs durch den Handel ab dem 12. Jahrhundert stark, die Bevölkerung nahm zu und es entstanden Verbindungswege zwischen den Ortschaften in den Tälern bzw. sie wurden verbessert.

Tangierte der Verkehr die Täler zuvor nur an den Flussübergängen, entwickelte er sich nun im Talbereich entlang der Flüsse. (15) Die relativ hohe Besiedelungsdichte im Vergleich zu den Höhenstraßen dürfte für die Händler zu Messezeiten wegen der vielen "Raubanfälle" eine größere Sicherheit geboten haben, bevor sie endgültig durch das Geleit genötigt wurden, nur diese Straßen zu benutzen. Die alten Hochstraßen wurden jedoch insbesondere in den Gebirgen bzw. im Verlaufe der Gebirgsübergänge weiter genutzt.

  • Nach Georg Landau unterschied man die Straßen im Mittelalter in Öffentliche Straßen und Heerstraßen, Land- oder Markwege, Kirchwege oder Notpfade.
  • Die Öffentlichen bzw. Heerstraßen trugen verschiedene Bezeichnungen wie
  • Königsstraßen, Reichsstraßen, Heerwege, Helwege, Volksstraßen, Landstraßen, Hohe Straßen, Bergstraßen, Rennwege, Rennstiege, Weinstraßen.

Sie waren die eigentlichen Hauptstraßen, unter anderem zu erkennen an ihrer größeren Breite. Jeder, der auf diesen Straßen reiste, stand unter dem Land- oder Königsfrieden und der Besitzer der Straße war verpflichtet, für dessen Sicherheit zu sorgen. (16) Aus dieser Verpflichtung heraus entwickelte sich im Mittelalter das Geleitwesen.

Ab dem späten Mittelalter bestand im Deutschen Reich dieser Straßenzwang, der die Kaufleute zwang, zumindest während der Messezeiten auf bestimmten Straßen zu reisen. Anfangs wurden die Kaufmannszüge von Geleitreitern begleitet, die diese vor Überfällen schützen sollten.

Später verzichtete man darauf und stellte lediglich Geleitbriefe aus, die als eine Art Versicherung dienten. Wurde ein Kaufmann auf einer Geleitstraße überfallen, so musste ihm der Besitzer der Straße den Schaden ersetzen. Die überlieferten Geleitakten geben Aufschluss über die wichtigsten Straßenverbindungen des Mittelalters und der Neuzeit, die Entwicklung des Handels und sind nicht zuletzt ein Spiegelbild der jeweiligen Gesellschaftsverhältnisse, sagen jedoch selten etwas über weitere "Nebenverbindungen" aus.

Darüber, ob und wie stark der Handelsverkehr zwischen den wichtigen Messen auf Nebenverbindungen war, gibt es so gut wie keine Aufzeichnungen, denn die Hinweise auf die Straßenverbindungen aus dieser Zeit entstammen hauptsächlich den Geleitsakten, die insbesondere wegen der Zoll- und Geleitseinnahmen geführt wurden.

So positiv diese Akten für die Altsstraßenforschung sind, so wenig aussagekräftig sind sie als Spiegel der tatsächlichen Verkehrsverhältnisse anzusehen.

Denn nicht alle Handelswaren unterlagen dem Geleitszwang und neben dem Handelsverkehr gab es "Individualreisende", wenn auch sicher nicht in großer Zahl und insbesondere die Heerzüge. Gerade diese dürften sich wohl kaum an die Zwänge gehalten haben, die das Geleit dem Handelsverkehr auferlegte, zumal der durch die geografische Lage der Messestädte fixiert war.

Wenn man sich vor Augen hält, dass es bis zum Ende des 18. Jahrhunderts im Deutschen Reich keine "Kunststraßen", also keine gebauten Straßen gab, aber selbstverständlich zwischen den einzelnen Orten Verbindungsstraßen (nach heutigem Standard eher Feldwege) bestanden, so wird deutlich, dass es, wie heute, auch Nebenverbindungen gegeben haben muss. Wer sich auskennt, braucht keine Autobahn oder Bundesstraße, er kann auch den ggf. kürzeren Weg auf Nebenstraßen wählen.

Diese Verbindungen zwischen einzelnen Ortschaften, konnten je nach Ortskenntnis der Fuhrleute und den jeweiligen Witterungsverhältnissen zur Fahrt genutzt werden, wenn dem nicht der Zoll oder andere Beschränkungen entgegenstanden. Insofern kann man auch nicht von "der Straße von A nach B" sprechen, sondern nur von einer Straßenverbindung, die mehr oder weniger gebräuchlich war.

Es gibt so gut wie keine Aufzeichnungen darüber, dass Straßenverbindungen aus dem Rhein-Main-Gebiet durch die Rhön nach Thüringen und Sachsen führten. Und doch fuhr der Mainzer Erzbischof durch Spessart (Hof Trages) und Rhön über Burgwallbach (bei Bad Neustadt/Saale) nach Erfurt und bezeichnete diese Strecke "als kürzeste Verbindung zwischen Mainz und seiner Stadt Erfurt." (18) Man muss deshalb auch davon ausgehen, dass die Abzweige von der sächsischen Hochstraße, die als wichtige Übergänge über den Thüringer Wald (Loiben) führten, nicht ihr Ende an ihrer Einmündung in die Straße Eisenach – Nürnberg bzw. Würzburg hatten, sondern dass sie ihre entsprechenden Fortsetzungen als Altstraßen quer durch das heutige bayerische Rhönvorland hatten und sogar weiter nach Süden bzw. Südwesten führten.

Dass sich die alten Nebenverbindungen auf den Höhen trotz des urkundlich nachgewiesenen Hauptverkehrs in den Tälern erhalten haben, ist sicher auf ihre zeitweilige Benutzung durch das Militär zurückzuführen, denn noch bis in das 19. Jahrhundert wurden einige von ihnen als Aufmarsch- und Rückzugsstraßen genutzt. Ausschließlich militärische Gründe waren ausschlaggebend für die Rennsteig-Erforschung durch Herzog Ernst der Fromme von Sachsen-Gotha im Jahre 1661 und die dementsprechende Erforschung einer Nebenverbindung in Hessen.

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