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Rhöner Musikanten "in aller Welt"

von Prof. Gottfried Rehm

Im 19. Jahrhundert konnte man Rhöner und Fuldaer Musikanten "überall im Ausland" antreffen. Der Begriff Ausland wurde allerdings damals enger gefasst, da sich auch die deutschen Staaten gegenseitig als "Ausland" bezeichneten. Nach der Teilung des Fürstentums Fulda 1816 war das westliche Kerngebiet mit Fulda und Hünfeld kurhessisch geworden, an Bayern waren die südliche und die hohe Rhön (einschließlich Tann und Schackau) gekommen, und die Ämter Geisa und Dermbach hatte man Sachsen-Weimar zugeschlagen - und alle nannten sich nun gegenseitig "Ausland".

Die Rhöner Musikanten hatten einen guten Ruf. Der Grund dafür war ihr beachtlicher Ausbildungsstand. Denn seit 1837 durften Musikanten, die in Bayern aufspielen wollten, nur auftreten, wenn sie eine gediegene Ausbildung nachwiesen und eine Musikprüfung abgelegt hatten. Dann erhielten sie einen Erlaubnisschein (Lizenz oder "Musik-Patent" genannt). Sie zogen während der Sommermonate "in aller Welt" umher, spielten zu Tanz und Unterhaltung, auf Messen, Märkten, Kirchweihen, Schützenfesten, zu Hochzeiten oder sonstigen Feierlichkeiten. Oft erhielten sie keine feste Entlohnung, sondern waren auf Spenden und Sammlungen angewiesen. Es war die schwierige wirtschaftliche Situation der "armen Rhön", die damals Rhöner Musikanten dazu zwang, sich außerhalb der Heimat ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

In der Stadt Fulda verschlechterte sich die Lage, als Fulda Garnisonstadt wurde und die Militärmusiker viele Verdienstmöglichkeiten an sich zogen. Viel verdient haben die Musikanten bei ihren Auslandsreisen nicht. Sie brachten durchschnittlich etwa 150 Gulden im Jahr mit nach Hause. Da eine Familie im 19. Jahrhundert aber etwa einen Gulden am Tag für ihren Lebensunterhalt benötigte, mussten Frauen und Kinder der Musikanten sich häufig als Tagelöhner verdingen. In den Herbst- und Wintermonaten übten die Musikanten dann in der Heimat oft einen zweiten Beruf aus. Dann spielten sie auch in ihren Heimatorten bei weltlichen und kirchlichen Anlässen: an Kirmes, bei der "Cill" (am Cäcilientag), an den Fastnachtstagen, zu Weihnachten und Neujahr. Und im folgenden Frühjahr begann dann oft wieder eine Musikreise.

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