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1.2. Die Bedeutung des alten Wegezuges

Es gilt mittlerweile als gesichert, dass sowohl das Kloster Fulda als auch die fränkische Pfalz Salz ihre Gründung bzw. ihren Ausbau u.a. der Tatsache verdanken, dass sie an den Schnittpunkten zweier wichtiger Nord-Süd-Achsen lagen.

Die Bedeutung des alten Weges für die Straßenforschung erwächst aus der Tatsache, dass er in den frühen Urkunden des Klosters Fulda erwähnt wird. Dass er einem in der Gegend Ortsfremden bekannt war, lässt auf seine überregionale Bedeutung schließen. Die Strecke durch die Rhön in das Grabfeld muss Teil eines alten Fernweges gewesen sein, der einerseits seine Ursprünge im Westen hatte und über das Marburger Land und den Vogelsberg in das Fuldaer Gebiet zog. Andererseits hatte er Anschluss an die alte Straße, die vom Mittelrhein durch die Fuldaer Gegend nach Thüringen führte.

Da das heutige östliche Franken aufgrund seiner Mittellage zu allen Zeiten Durchgangsland der Völkerwanderungen war, liegt es nahe, dass der Übergang über die Hohe Rhön auch schon zu allen Zeiten Teil eines Völkerwanderungsweges gewesen war. Er liegt zwischen der Antsanvia, die über die westlichen Ausläufer des Thüringer Waldes und durch die Fuldaer Gegend zum Mittelrhein (Übergang bei Mainz) zog und der Birkenhainer Straße, die aus östlichen Richtungen durch den Spessart ebenfalls zum Mittelrhein führte und bei Mainz-Weisenau den Rhein überquerte. Es gilt als sicher, dass auch das Straßennnetz des Spessarts mit der Rhön verbunden war. Die Verbindung lief über die Wassserscheide Kinzig/Sinn und das Dammersfeld in die Hohe Rhön bzw. den Salzforst.

Friedrich Stein schreibt, dass "aufgrund der engen Verbindungen des Saalegaues und des Grabfeldgaues mit dem Kloster Fulda zusätzliche untergeordnete Verbindungen an dem Untersuchungsgebiet (Raum Schweinfurt) über die Rhön wahrscheinlich sind."

Heinrich Hahn schreibt, dass der Ortesweg "in der Epoche keltischer Wirksamkeit die Querverbindung zwischen den Oppida herstellte, also die Querverbindung zwischen den Hauptstädten der hier siedelnden kleinen Stämme. Dieser Wegezug verbindet den Staffelstein mit der Steinsburg auf dem Kleinen Gleichberg im Grabfeldgau im weiteren Verlauf mit der Milseburg und dann dem Dünsberg bei Gießen. Diese Höhenstraße hat offenbar in der Nachfolgezeit ihre Bedeutung beibehalten, wenn auch nun unter anderen politischen Voraussetzungen."

Diese Vermutung erscheint sowohl im Hinblick auf die keltische Epoche als auch die spätere Nutzung schlüssig. Nach dem Kontinuitätsprinzip kann man auch davon ausgehen, dass eine solche Verkehrsverbindung schon in älteren Siedlungsperioden existierte.

Offenbar bestanden auch in frühfränkischer Zeit enge Verbindungen zwischen den Gegenden östlich und westlich der Rhön. Beleg dafür ist beispielsweise die Schenkung eines Engilriches im Jahre 812, der Güter im Tullifeld und im Baringgau in den Orten "Ostheim, Sundheim, Westheim und Espiu (Ober- bzw. Unterelsbach) sowie in Engilriches und Dietershausen an der Haune an das Kloster Fulda vermachte. Hier ist nicht die Tatsache der Schenkung bedeutend, vielmehr dass man Grundbesitz auf beiden Seiten der Rhön hatte.

Der Ortesweg müsste demnach in die nördlichen Teil des Grabfeldgaues geführt haben, in die Gegend, in der durch Bodenfunde uralte Besiedelung nachgewiesen wurde. Von hier stammen auch die frühesten Beurkundungen über Besitzveränderungen in fränkischer Zeit.


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